Kai Schaede und Meike Wachholz...
"...arbeiten mit Holz und Farbe und erschaffen daraus Holzhäuser, die nicht in gängige Konzepte passen. Auf den ersten Blick handelt es sich um vogelwilde Gebäude, die bei näherem Hinsehen aber immer individuell und durchaus funktionell sind. Dass bei den Schöpfungen des Teams von Casa Kaiensis alles schief und krumm zu sein scheint, gehört zum Programm. Denn nach Auffassung der beiden Künstler dürfen und sollen Gartenhäuser vor allem die Phantasie beflügeln und Träume sichtbar machen; Assoziationen zu Märchenhäusern sind daher keineswegs zufällig.
Dabei wird man hinsichtlich Design und Konstruktion eher von nordamerikanischen als von hiesigen Vorbildern beeinflusst. Alle Schöpfungen sind genau geplant und vom Statiker geprüft, von windschiefen Hütten kann daher keine Rede sein. Ihre Werke scheuen nicht das formal Unerwartete und verbinden dies mit respektablem Nutzwert. Ungeachtet der schräg aufgehenden Außenwände bieteten die Häuser im Innenraum insgesamt sogar mehr Volumen als lotrechte Konstruktionen; Türen und Fenster öffnen und schließen exakt, und auch die scheinbar aus dem Dach stürzenden Gauben sitzen fest auf der Unterkonstruktion.
In harmonischen Grau/Blau/Braun- und Rottönen lasiert - Hue und Chroma sind perfekt aufeinander abgestimmt - unterstützt die Farbgebung den Charakter der Architektur ohne kitschig zu wirken. Historische Bauteile wie Türbänder und -Kloben, Schlösser, Klinken sowie detailversessen wiederaufbereitete Fensterbeschläge passen bestens ins Bild. Selbst die Dachschindeln aus Kanadischer Rot-Zeder vervollständigen die gestalterische Harmonie, lassen sie sich doch hier, entgegen aller sonstigen Gewohnheiten, nicht in einen rechten Winkel pressen."
(Thomas Drexel, meistgelesener Architekturbuchautor im deutschsprachigen Raum )
Als Kai Schaede als erster Deutscher Vorreiter des gerade in den Vereinigten Staaten aufkeimenden „Tiny House Movements“ mit grosser experimenteller Freunde im Jahre 2008 in Bielefeld ein kleines Haus im Garten baute, mit genau 300 persönlichen Dingen einzog und zwei Jahre glücklich darin lebte, wurde er noch als „einsamer Rufer in der Wüste“ betitelt. Sein erstes Haus nannte er Casa Kaiensis, zu gut Deutsch: Kai’s Haus.
Zu dieser Zeit prägte Schaede den Ausspruch: "Wie gross muss Dein Haus sein, wenn die ganze Welt Dein Wohnzimmer ist?"
Nachdem dieses kleine Haus sein gesamtes Leben, Denken und Handeln auf den Kopf stellte und er kurze Zeit später Meike kennen und lieben lernte, brach er mit seiner Vergangenheit komplett, zog zu Meike nach Herford und widmete sich fortan seiner neuen Passion: kleine Holzhäuser bauen.
Während das Tiny House Movement hierzulande noch nicht mal in den Kinderschuhen steckte, in den Staaten jedoch schon von einer breiteren Öffentlichkeit angenommen wurde und damit mehr und mehr in eine gewisse Normalität überging, wusste Schaede mit seinem ausgeprägten Sinn und Hang zum aussergewöhnlich Schönen, dass er diese Art Häuser nicht mehr bauen konnte, denn über kurz oder lang würde sich diese Art Haus auch hierzulande normalisieren… was auch passierte!
Viele Köche rührten im Topf und verwässerten die einst genialistische Idee „Tiny House“ ins Unkenntliche. Kai wundert sich nur noch und stellt folgende Frage: wenn man im Tiny House alles so haben möchte, wie in seinem alten Haus oder der alten Wohnung, warum bleibt man dann nicht gleich dort wohnen?
Stattdessen zog es ihn also wieder in den Garten, sprich: zu Gartenhäusern, deren unästhetisches Aussehen und im Schnellverfahren konstruierte, teuer verkaufte Billigstrukturen ihm schon lange ein Dorn im Auge waren, weil sie einfach in keinen Garten passen wollten und seiner Meinung nach förmlich nach Überarbeitung bettelten: was ist der schönste Garten wert, wenn man das dazugehörige Gartenhaus nur zum hervorholen von Gartenwerkzeugen aufsucht und ansonsten nicht gerne anschauen mag - geschweige denn betritt?
Sein zweites Haus, das Karlsson, das mittlerweile an exponierter Stelle im Kurpark Bad Pyrmonts bestaunt werden kann, sollte nicht nur Aufsehen erregen und viele Zeitungen sowie in- und ausländische TV-Produktionen auf den Plan rufen - es läutete einen neuen Trend ein: fortan sah man von Jahr zu Jahr in sämtlichen Genres mehr Holz mit all seinen Nomalien, die vorher als Anomalien verpönt und damit nicht sichtbar waren. Selbst Hersteller von Laminatböden haben plötzlich Bilder von altem, verwurzelten Holz auf ihre gepressten Papierbahnen drucken lassen...
Meike Wachholz, bis dato Heilpraktikerin, übernahm zu dieser Zeit die farbliche Gestaltung und den allfälligen Schreibkrams, der mit den folgenden Auftragsarbeiten immer mehr wurde. Es wurden kleine und grosse Gartenhäuser gebaut, von nah bis fern. Einzelstücke, die mit ihrer Form, ihren Proportionen und all ihren vielen, manchmal erst auf den zweiten Blick sichtbaren, verspielten Details neugierige Blicke quer durch alle Schichten auf sich zogen.
Da die Erstellung eines Einzelstücks durchschnittlich 3 Monate Zeit in Anspruch nahm, wurden erste Versuche mit Bausatzhäusern gemacht und mit einem neuen Geschäftspartner in einer neuen Firma realisiert. Die Zusammenarbeit endete nach 2 Jahren, nachdem Kai bemerkte, dass von dritter Stelle aus immer mehr an dem Zusatz „märchenhaft“ aus Kosten- und Profitgründen radiert wurde und seine Häuser nicht mehr das waren, was sie hätten sein sollen.
Nach kompletter Übernahme der Firma durch den Geschäftspartner widmeten sich Kai Schaede und seine (mittlerweile) Frau Meike Wachholz wieder verstärkt den Einzelstücken von Casa Kaiensis und trafen im Juni 2016 den Entschluss, es nochmal mit Bausätzen zu versuchen… dieses Mal jedoch ohne Radierer!
Seither gibt es neben den bekannten Einzelstücken von Casa Kaiensis die neuen Bausatzhäuser Kato, Kato Lungo, Kato Grande, Keke, Karli, Alte Martha, Kenji und Kooper, die unter selbem Dach und - vor allem - eigener Regie hergestellt werden.
Nicht ganz so märchenhafte Ausstrahlung wie Casa Kaiensis’ Häuser, dafür aber mit viel Platz für die Umsetzung aller Casa-Träume: die Casa Manufaktur in Gohfeld